Im Test ist heute der Hercules DJControl Jogvision, welcher der erste Serato Controller aus dem Hause Hercules ist. Der Name Jogvision kommt nicht von ungefähr, in den beiden großzügigen Jogwheels sind Displays verbaut die verschiedene Funktionen erfüllen können. Von Hercules war auch mein aller erstes selbst gekauftes “DJ Equipment”, zu der Zeit war die aller erste Version des DJ Control Controllers aktuell, welcher mit Virtual DJ 3 ausgeliefert wurde. Damals wurden noch die Joysticks aus den Gamepads im Controller verbaut, was heute zum Glück nicht mehr der Fall ist. Zu der Zeit wurde man als Controller DJ belächelt, heute hat fast jeder DJ einen Controller – selbst wenn es nur für zu Hause ist. In der Sparte hat sich nun über die Jahre einiges getan, Hercules zählt definitiv zu den Pionieren auf dem Sektor und auch ihre Räder standen in der Zwischenzeit nicht still. Daher freut es mich, das ich den DJControl Jogvision von Hercules testen durfte.
Erster Eindruck:
Ausgepackt hatte ich den Jogvision schon vor einiger Zeit. Was mir direkt ins Auge viel waren natürlich die großen Jogwheels auf die ich später noch zu zurück kommen werde. Die Oberfläche aus strukturiertem Kunststoff gefällt mir gut, besser als die glatten Oberflächen auf den man jeden Fingerabdruck sieht. Das Gewicht ist für die kompakten Maße und die großen Jogs in Ordnung, auf jeden Fall nicht zu schwer. Man kann den Controller noch gut mit einer Hand greifen. Wenn man das Gerät auf dem Tisch platziert rutscht er nicht hin und her, die Gummifüße und das eben angesprochene Gewicht halten ihn an Ort und Stelle.
Vor dem ersten Start muss noch der Treiber installiert werden, den kann man am besten direkt auf der Homepage von Hercules herunterlädt um auf dem aktuellen Stand zu sein. Der Aufbau der Support Seite ist gut, leider dauert der Download gefühlte Ewigkeiten. In der Zwischenzeit konnte ich aber bereits die neueste Version von Serato DJ Intro laden und installieren. Kurz noch Strom und USB Kabel angeschlossen und dann konnte es auch direkt los gehen. Meine Crates aus meiner Serato DJ Vollversion werden auch in der Intro Version angezeigt, das spart mir einiges an Arbeit(macht auch einen Wechsel von der Intro auf die Vollversion einfacher), nachdem der Controller von Serato DJ Intro erkannt wurde kann es auch direkt los gehen.
Mixer Sektion:
Im Grunde ist alles schön aufgeräumt, man findet nicht viele Spielereien. Der Kanalzug besteht daher lediglich aus den Equalizern, der Cue Taste und dem Linefader der sogar über eine 6-Segment Anzeige verfügt. Auf einen Gainregler hat man leider verzichtet, man muss sich so also auf die Auto-Gain Funktion von Serato verlassen. Alternativ kann man die Lautstärke über die Shift Taste und dem Browser Knopf anpassen. Leider nicht optimal gelöst da der Browser Knopf rastet und die Anpassung über die Shift Funktion etwas umständlich ist. Über den Browser Knopf lassen sich natürlich die Tracks auswählen und mit den Load Tasten in Deck A oder B laden. Unterhalb der Load Tasten findet man noch Funktionstasten um das Layout von Serato DJ Intro anzupassen, den Vinyl Modus umzuschalten und das Mikrofon zu aktivieren.
An der Vorderseite findet man noch Anschlüsse für das Mikrofon und den Kopfhörer mit jeweils einem Lautstärkeregler. Für den Kopfhörer gibt es ebenfalls noch an der Vorderseite einen Mix und Cue Knopf. Zum Vorhören wird ein 6,3 mm und 3,5 mm Klinkenstecker geboten, die Lautstärke welche die Ausgänge liefern war jedoch an meinem AIAIAI Kopfhörer nicht besonders hoch.
Die Decks:
Hier fallen direkt die großen Jogwheels ins Auge, sie stehen gut 2 cm von der Oberfläche ab und der Rand ist im Style eines Plattenspielers – was mir optisch sehr zusagt. Zudem haben die Jogs eine gute Haptik, man fühlt einen Widerstand und die Metalloberfläche fühlt sich einfach gut an, besser als Kunststoff. In der Mitte der Jogs ist ein Display verbaut mit zwei Ringen. Der eine zeigt die aktuelle Wiedergabeposition an, der zweite zeigt die Geschwindigkeit. Wer mit Scratchen nichts am Hut hat kann die Jogs durch die “Vinyl” Taste in der Mixer Sektion auf umstellen. Somit scratcht man nicht wenn man die Oberfläche berührt. Wer sich doch im Scratching üben möchte kann noch den Slip Modus aktivieren und kann sich so sicher sein das der Track nach dem loslassen des Jogs wieder im Takt läuft. Auch wenn die Jogs ein wenig Spiel nach an den Seiten haben wenn man sie etwas fester berührt gefallen mir die Jogwheels im Gesamten sehr gut.
Die vier Performance Pads sind ebenfalls eine Neuheit in der Welt von Hercules, diese sind beleuchtet und lassen sich in zwei Sampler und zwei Hot-Cue Funktionen schalten. Dazu drückt man die Mode Taste und eines der Performance Pads. In welcher Bank man sich befindet zeit eine kleine LED über der Mode Taste an. Hier bremst leider die Serato DJ Intro Version den Controller etwas aus, da man in Intro nur 4 Cues setzen kann. Mit dem Controller wären aber bis zu 8 Cues möglich. Wechselt man in die zweite Bank erhält man lediglich Zugriff auf die vier ersten Cue Punkte. Selbes gilt für den Sampler, leider kann man hier nur 4 Samples steuern. Wer mehr möchte muss zur kostenpflichtigen Serato DJ Vollversion oder einer anderen Software greifen.
An der oberen Kante findet man einen relativ kurzen Pitch Fader, die Länge ist derzeit bei den günstigeren Controllern gängig. Man darf jedoch nicht zu viel davon erwarten, in einem Pitch Bereich von +- 6 % kann man damit noch arbeiten, alles was darüber geht wird dann leider zu ungenau. Beim Jogvision ist der Pitch Fader relativ schwergängig was ich bei der kurzen Länge gut finde, zudem rastet er in der Mittelstellung bei 0 % ein. Neben dem Pitch findet man die FX und Loop Einheit, die leider nicht getrennt ist. Mann muss sich also entscheiden, entweder Loops oder Effekte. Wer schnelle Finger hat und sich gut einarbeiten kann sollte damit aber klar kommen. Leider ist nur ein Drehpoti vorhanden um die Effekttiefe (Dry/Wet) oder die Loop Länge zu steuern. Das Besondere am Hercules ist die Air FX / Air Control Funktion. Aktiviert man diese über den Schalter wird ein Sensor scharf geschaltet welcher auf die Entfernung der Hand reagiert, er ist in oben in der Mitte platziert. In Serato ist mit dem Air Control der Low-Pass-Filter (LPF) gesteuert und ich muss zugeben das ist etwas unkonventionell macht aber wirklich Spaß!
Anschlüsse und weitere Funktionen:
Wie oben bereits erwähnt gibt es an der Vorderseite 2x Klinken Anschlüsse für die Kopfhörer und einen Klinken Anschluss für das Mikrofon. Auf der Rückseite findet man noch einen Aux Eingang in Form eins kleinen 3,5 mm Klinken Anschluss, den Regelbaren Booth Ausgang mit 2x Cinch Anschluss und den Master Ausgang der ebenfalls 2x Cinch Anschlüsse hat und zudem einen zweiten Mini-Klinken Anschluss mit 3,5 mm aufweist. Daneben ist noch der USB Port und der Stromanschluss. Leider läuft der Jogvision nicht Bus-Powered, man benötigt also zwingend das Netzteil, dass ist aber bei allen Controllern in der Größenordnung so.
Hercules bietet bei mit dem Jogvision eine Soundkarte mit maximal 24 bit und 96 kHz an, der Klang der Soundkarte ist gut und die Latenzen hervorragend. Im Control Panel lassen sich zudem weitere Einstellungen tätigen. So lässt sich z.B. der Kopfhörer auf einen anderen Ausgang legen, die MIDI Bit Tiefe zwischen 7 und 14 Bits umschalten, die Faderkurven einstellen und vieles mehr. Wer bereits einen Hercules Controller hatte kennt diese Einstellungsmöglichkeiten und weiß diese zu schätzen.
Den Hercules DJControl Jogvision habe ich ebenfalls mit der Vollversion von Serato DJ getestet, wo man in den Genuss der 8 Cues und der größeren Sample Bank kommt. Es macht so noch mehr Spaß, zudem kann man auf weitere Effekt Plugins oder auch dem Pitch-N-Time Plugin zurück greifen. Auch in Serato DJ funktioniert der Jogvision via Plug’n’Play. Das tut er ebenfalls in Virtual DJ Pro und der Controller gibt auch dort eine gute Figur ab, hier hat man den Vorteil das man sehr einfach den Controller neu mappen / belegen kann.
Hercules DJControl Jogvision Fazit:
Der Hercules DJControl Jogvision gibt eine gute Figur ab und macht Spaß, der erste Versuch zwischen Serato DJ und Hercules Hardware ist geglückt. Die Jogs sind fantastisch, die Latenz und der Klang der Soundkarte spielen im Profi-Bereich. Das Air FX Modul / Air Control macht Spaß und die zusätzlichen Einstellungen der Hardware sind vielseitig.
Dennoch gibt es Verbesserungspotential, der Kopfhörerausgang ist etwas zu leise, die vielen Doppelbelegungen sind teilweise etwas umständlich gemacht und den vollen Funktionsumfang an den Pads bekommt man erst mit dem zusätzlichen Kauf von Serato DJ oder einer anderen Software. Ich hätte mir noch symmetrische Ausgänge für den Master gewünscht, das würde das Bild eines Semi-Professionellen Controllers abrunden und wäre in dem Preissegment noch ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Dennoch wirkt der Jogvision solide verarbeitet und macht Spaß.
Mit einem derzeitigen Straßenpreis von knapp 350 € ist der Jogvision im oberen Segment der Preisklasse und auch der teuerste Controller den Hercules bislang anbietet. Man bekommt tatsächlich eine große Auswahl an Controllern bis 350 €, der Jogvision sticht hier mit seinen großen Jogs und dem Air FX heraus und ist auf jeden Fall einen Blick wert.
Positiv
- Air FX / Air Control
- gute Jogs mit Display
- griffiger Browser Knopf mit gutem Druckpunkt
- robustes und unempfindliches Kunststoffgehäuse
Negativ:
- leiser Kopfhörerausgang
- keine Gain Regler
- kein voller Funktionsumfang mit Serato DJ Intro
Link zur Herstellerseite, und noch ein paar Fotos vom Hercules DJControl Jogvision:
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