Numark NVII, ein Controller der durch zwei Displays aus der breiten Masse heraussticht. Seit nun ein paar Monaten ist der Serato DJ Controller auf dem Markt, Numark war so freundlich und hat mir ein Gerät zum Testen zur Verfügung gestellt. Kürzlich habe ich den Controller ausgepackt und davon ein Video gemacht, nun möchte ich mein Testurteil dazu abgeben.
Erster Eindruck
Beim Auspacken selbst kam mir der Controller sehr kompakt vor, da ich das Vorgängermodell nur von der Messe in Erinnerung hatte, wurde ich hier nochmals von der kompakten Bauweise überrascht. Mit 33 cm Tiefe und 55 cm Breite findet man für den Controller problemlos einen Platz. Das Kunststoff Gehäuse wirkt für mich auf den ersten Blick sehr wertig. Das Gewicht von knapp 3,2 kg hat auch seine Wirkung. Unten am Gehäuse sind vier quadratische Gummifüße, welche den Numark NVII an Ort und Stelle halten, nur mit viel Kraft lässt er sich mal kurz ein paar Zentimeter hin und her schieben, was ich beim Fotografieren direkt bemerkt habe.
Dem Controller liegt ein Netzteil mit 1,50 m Kabellänge, ein USB Kabel, ein paar gedruckte Sicherheitshinweise und eine Schnellstartanleitung bei. Die passende Software Serato DJ muss man sich nach der Anmeldung auf der Serato Webseite selbst herunterladen. Der Controller schaltet Serato DJ frei (Seratp DJ enabled), man muss die Software nicht kaufen, der Download ist jedoch ohne Anmeldung nicht möglich. Die aktuellen Treiber für Windows bekommt man wiederum auf der Numark Webseite im Support Bereich auf der Produktseite. Für Besitzer eines Apple Computers entfällt der Treiber, er sollte Plug & Play funktionieren.
Mixer Sektion
Optisch hebt sich die Mixer Sektion des Controllers durch eine glänzende Oberfläche von den zwei Decks links und rechts ab.
Werfen wir zuerst mal einen Blick auf einen der vier Kanalzüge, von oben nach unten. Dieser beginnt oben mit der Zuweisung eines Kanals auf die Effektsektionen A oder B in Serato DJ. Darunter wird das Kanalsignal durch einen Gain Regler und 3-Band-Equalizer getrimmt. Darunter fällt direkt der etwas größere Drehknopf für das bipolare Filter ins Auge. Equalizer und Filter rasten mittig ein und die Potikappen sind außen gummiert. Die genannten Potis haben einen schönen Widerstand, lassen sich nicht zu leicht drehen, was mir persönlich sehr gefällt und einen wertigen Eindruck macht. Darunter findet man einen Kopfhörer Knopf um das PFL Signal auf den Kopfhörer zu bekommen. Direkt daneben wird das Signal mit einem Schalter dem Crossfader zugewiesen. Der Blick fällt nun auf die Kanal Fader, welche sehr leichtgängig sind.
Unterhalb des Kanalzugs sind drei versenkte Schalter mit welchen man zum einen die Crossfaderkurve einstellt und zum anderen den Channel-Start für die Crossfader Seiten A und B aktiviert. Das Channel-Start Feature hatte bereits der Vorgänger und nicht alle Konkurrenten können damit aufweisen. Der Crossfader selbst am Numark NVII hat mich positiv überrascht, er ist sehr leichtgängig, in einem Metallgehäuse verbaut und zudem leicht auszutauschen – macht einen sehr guten Eindruck. Mit dem Schalter für die Crossfader Kontur, also wie scharf der Crossfader das Signal abschneidet / cuttet, würde ich mich nicht allzu lange aufhalten. In Serato DJ selbst gibt es die Möglichkeit diesen noch im Setup Menü genauer und besser zu justieren und sogar umzudrehen.
Ganz oben ist noch der Eingang fürs Mikrofon in Lautstärke und Tone (Bass – Trebl bzw. Low – High) zu regeln, der Eingang kann per Wahlschalter auch als AUX Eingang benutzt werden. Daneben sind die Lautstärke Regler für den Master und den Booth Ausgang. Zudem kann das Master Signal des Numark NVII ebenfalls auf die Effekteinheiten A und B in Serato DJ gelegt werden. Die genauen Anschlüsse der Ein- und Ausgänge sind weiter unten genauer erläutert.
Die Decks
Hier räumen wir das Feld mal von unten auf, mit jeder Seite kann man zwei Decks in Serato DJ steuern, gesamt also vier Decks. Beginnen wir mit der Transportsektion und den Performance Pads. Der Transport besteht aus den üblichen Tasten, Play/Pause, Cue und Sync. Vor ein paar Jahren hatte Numark noch immer auf den sog. Stutter Play gesetzt, die Voreinstellung hier ist nun aber einfach Play/Pause, da es keinen gesonderten Pause Button am Controller gibt. Möchte man das bekannte Numark Stutter Play nutzen muss die Shift Taste gedrückt sein. Eine Voreinstellung in Serato DJ gibt es nicht, um dies zu ändern. Im Grunde fällt es nicht ins Gewicht, da man mittlerweile mehrere Cues setzen kann – ich wollte es dennoch erwähnen. Was mir an den Transport Knöpfen beim Numark NVII besonders gefällt ist das Metall Feeling und der kurze, direkte Weg zum Druckpunkt.
Die acht Performance Pads sind 22 x 15 mm groß, der Rand ist umlaufend 1 mm breit RGB (bunt) beleuchtet, was mir genügt. Auch bei helleren Lichtverhältnissen ist die Beleuchtung gut zu erkennen. Die Performance Pads haben oberhalb 5 Modus Tasten. Vier davon sind doppelt belegt, man gelangt in den jeweils zweiten Modus durch erneutes drücken der entsprechenden Modus Taste, welche danach zum Hinweis blinkt.
Cue Modus setzt bis zu acht Cues in verschiedenen Farben, über erneutes drücken lassen sich auch acht Cue-Loops setzen. Der Auto Modus setzt einen Loop automatisch, die Länge des Loops lassen sich über die Parameter Tasten voreinstellen, sowie on-the-fly verdoppeln oder halbieren. Drückt man die Auto Taste erneut wird der Roll Effekt aktiviert. Mittig in der Modus Auswahl ist die Loop Modus Taste, hier wird die untere Reihe der Pads zu Loop-In, Out, Recall und Auto umfunktioniert, die obere Reihe steht zum Speichern von bis zu vier Loops zur Verfügung. Somit kann man manuell Loops setzen. Über den Sampler Modus werden bis zu acht Samples pro Bank angesteuert, es stehen die Bänke A-D zur Verfügung (gesamt 32 Samples), welche sich über die Parameter Tasten anwählen lassen. Die Pads können über die Stärke des Tastendrucks die Samples in der Lautstärke steuern, wenn man im Velocity Modus ist. Die Lautstärke wird dann zum Sample gespeichert. Leider gibt es keinen Regler für die Hauptlautstärke des Samplers, wenn man wollte kann man sich den Sampler mit auf einen Kanal legen, somit die Kontrolle darüber in einen kompletten Kanalzug inkl. EQ, Filter und Effekte. Mixt man jedoch mit allen vier Decks ist dies nicht die beste Lösung. Über die Slicer Modus Taste kann der laufende Titel mit dem Slicer Effekt bearbeitet werden, durch erneutes drücken der Modus Taste kommt man in den Slicer Loop Modus.
Neben den Pads sind die schon erwähnten Parameter Tasten. Darunter sind Pitch Bend Plus und Minus Tasten, mit welchen ich sehr gerne arbeite. Diese haben eine ähnliche Funktion wie der Pitch selbst bzw. das Drehen des Jogs, man kann den Titel kurzzeitig beschleunigen oder verlangsamen umso die laufenden Titel manuell anzupassen.
Das Jogwheel hat einen Durchmesser von 115 mm und ist leichtgängig. Der Rand ist aus Kunststoff und die Oberfläche in der Mitte hat ein Metall Finish und ist Touch empfindlich. Um Titel anzupassen und kleinere Scratches zu machen ist es auf jeden Fall geeignet. Möchte man innerhalb eines Titels spulen kann die Shift Taste gedrückt werden und das Jog vor- oder zurückgedreht werden. Der Pitch Fader hat eine Länge von 100 mm und hat einen schönen Widerstand, lässt sich zudem fein justieren. Der Pitch Fader rastet nicht mittig, eine kleine LED in neben dem Fader leuchtet auf wenn 0 % Pitch eingestellt sind. Neben dem Pitch sind noch die Köpfe um das Deck kurz zu “Bleepen” oder über Shift rückwärts laufen zu lassen, unten lässt sich das Jog zwischen Scratch und Bend Modus umschalten.
Über dem Jogwheel ist die Effekteinheit zu steuern, sowie findet man einen Knopf für den Slip Modus. Die Effekteinheit kann entweder drei Effekte zugleich steuern oder einen Effekt mit mehreren Parametern. Zudem gibt es einen rastenden Parameter Poti der die Beatlänge des Effekts steuert. Die Infos dazu werden am Display angezeigt. Hervorheben muss man noch die Combo Effekte wie Filter Roll, Filter FX, Touch FX und Touch All, wofür es jeweils gesonderte Knöpfe gibt. Beim einen Modus werden die Kanalfilter mit den zugewiesenen Effekten verknüpft, zudem kann ein Roll Effekt beim Filtern hinzukommen. Beim anderen bleibt der Effekt nur so lange aktiv wie man den Parameter Regler eines Effekts bewegt oder berührt. Ja richtig gelesen – berührt, die FX Parameter Potis sind oben Berührungsempfindlich. Man muss es einfach mal ausprobieren, es macht wirklich Spaß.
Das Display
Das Feature welches den Numark NVII wohl am interessantesten macht und von anderen Controllern am Markt abhebt, sind die beiden Displays mit jeweils 11 cm Diagonale. Es werden alle essentiellen Infos im Display angezeigt, dreht man am Wahlrad rechts vom Display kommt man automatisch in die Browser Ansicht. Generell widmen sich die Bedienelemente rechts vom Display dem Browser, hier kann man Titel in die Prepare Liste legen, diese anzeigen lassen, durch seine Bibliothek scrollen, sowie die Auswahl sortieren lassen und die Panel Ansicht am PC ändern.
Alle Elemente links vom Display steuern Funktionen wie z.B. die Ansicht am Controller, auch welche zusätzliche Spalte wie BPM, Key und Dauer im Display am Numark NVII angezeigt werden soll. Man verändert dort auch die Pitch Range zwischen jeweils Plus/Minus 8 %, 16 % und 50 %, sowie kann der Keylock de- und aktiviert werden. Ein Wide bzw. 100 % Pitch steht dem Numark NVII leider nicht zur Verfügung. Die Ansicht der Serato Decks lässt sich ändern und die Quantize Funktion aktivieren.
Sortieren lässt sich die Auswahl bzw. die Titelliste über die Shift Taste und den jeweils unteren beiden Knöpfen links und rechts nach Key, BPM, Artist und Song. Ein fünfter Sortierfilter ist über die FWD Taste rechts am Display möglich, dann wird nach Album sortiert.
Das Arbeiten mit dem Display macht großen Spaß, benötigt aber etwas Einarbeitung. Bis man flüssig Titel sortiert und durch die Bibliothek sucht vergingen bei mir ein paar Stunden. Was mir sehr gefallen hat ist die Tatsache, dass man nach der Einarbeitung definitiv weniger auf das Notebook Display schaut. Ganz ersetzen kann der Numark NVII dieses jedoch nicht. Etwas unschlüssig bin ich mit der Belegung der Funktionstasten am Display. Die wenigsten DJs werden die Deck Ansicht während eines Gigs umschalten wollen, diese Funktion ist aber ohne Shift auf einen Knopf beim Display gelegt. Demnach hätte man diese Funktionalität dieser Tasten meiner Meinung nach etwas besser durchdenken können.
Anschlüsse und Funktionen
An der Vorderseite findet man links zwei Anschlüsse für den Kopfhörer, einmal die kleine 3,5 mm Variante und den großen 6,3 mm Klinkenanschluss. Rechts an der Vorderseite sind die Regler für den Output am Kopfhörer mit Cue / Master Mix, Split Funktion und Lautstärke.
An der Hinterseite sind die Anschlüsse ebenfalls übersichtlich. Von links nach rechts findet man zuerst den An- und Ausschalter welcher im Controller versenkt ist. Das macht absolut Sinn, ein versehentliches Drücken und Ausschalten ist so nicht möglich. Daneben ist der Stromanschluss mit einer Zugentlastung, gefolgt vom USB Anschluss. Rechts davon ist der AUX Eingang in Form von Cinch Anschlüssen, der Mikrofon Eingang ist mit einer 6,3 mm Klinke Buchse vorhanden. An der rechten Seite ist der Booth und Master 2 Ausgang mit jeweils mit Cinch Ausgängen. Der Master 1 ist mit professionellen XLR Buchsen versehen.
Die Soundkarte kann ein Signal von max. 32 Bit bei 48 kHz verarbeiten und ausgeben, der Buffer im ASIO Trieber lässt sich von 64 bis 4096 einstellen. In meinem Setup kann ich im Serato DJ Menü die geringste Latenz von 1 ms mit dem Numark NVII wählen und auch problemlos betreiben. Der Klang war in meinen Ohren sehr klar und sauber, eine Färbung des Klangs kann ich dem Gerät nicht zuschreiben.
Numark NVII Fazit
Jetzt muss ich zugeben, dass ich zu Beginn etwas skeptisch war. Der Markt für 4-Deck Controller ist kaum mehr zu überschauen und ich fragte mich, wie groß kann der Nutzen der Displays wohl sein? Die Displays sind in verschiedenen Modi zu betreiben und erweitern den Controllern meiner Meinung nach sehr sinnvoll, auch wenn man etwas Zeit in die Einarbeitung stecken muss. Die Haptik der Bedienelemente am Kanalzug und der Pitch Fader gefallen mir zudem sehr gut und machen einen wertigen Eindruck. Mit den drei Möglichkeiten Pitch Bend, Pitch Fader und Bend am Jogwheel kann man auch problemlos ohne Sync arbeiten und manuelle Beatmatching üben. Das Jog ist für meinen Geschmack zu leichtgängig, jedoch ist dies üblich bei Controllern in der Preisklasse. Mit dem XLR Ausgang hat man einen professionellen Ausgang für unterwegs. Die kompakte Bauweise und das geringe Gewicht machen ihn super transportabel.
Auch, wenn die Negativliste (siehe unten) etwas länger scheint, überwiegt bei mir der durchweg sehr positive Eindruck. Der einzige wirklich große Minuspunkt ist die nicht regelbare Sampler Lautstärke, lässt sich jedoch mit der MIDI Mapping Funktion in Serato DJ auf ein anders Bedienelement legen oder eben das Sampler Signal auf einen Kanalzug legen.
Der Numark NVII ist als Controller für Serato DJ ausgelegt und diese Aufgabe meistert der Controller mit Bravour. Er bietet durch die zwei Displays eine wirklich sinnvolle Erweiterung zum Notebook und daher kann man ihn uneingeschränkt empfehlen. Der Straßenpreis für den Numark NVII liegt derzeit bei 699 €, was in meinen Augen auch gerechtfertigt ist.
Positiv
- übersichtliche, vielseitige Displays
- wertiger Eindruck der EQ und Filter Potis
- sehr leichtgängiger und wechselbarer Crossfader
- langer 100 mm Pitchfader mit toller Haptik
- kompaktes, portables Design
- Mic und AUX Eingang mit Tone Regler
- professionelle XLR Ausgänge
- Master & Booth separat regelbar
- guter Klang
Negativ
- Sampler Lautstärke nicht regelbar
- Belegung der Funktionstasten am Display
- Mic Eingang nur mit 6,3 mm Klinke
- Mic und Aux teilen sich einen Eingang
- kein Wide / 100 % Pitch (bekanntes Serato Liznezproblem)
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Funktionieren nur die Displays nicht, wenn man den Controller mit z.B. DJ Pro von Algoriddim betreibt oder auch irgend was anderes, da ich das Spotify feature nutzen möcht5e ?
Hi Mr_Mypxi, die Displays funktionieren derzeit nur mit Serato DJ und Virtual DJ Pro (oder Controller Edition). Algoriddim unterstützt derzeit den NVII oder NV von Numark noch nicht, die Liste der unterstützten Hardware findest du hier: https://www.algoriddim.com/hardware#controllers[tag]https://www.algoriddim.com/hardware#controllers?ref=www.deejay-basics.de[/tag]
Zum Thema Spotify: Auch wen djay und djay Pro Spotify unterstüzten darfst du die Streams und Offline Daten davon nur für private Zwecke nutzen. Das heißt nicht öffentlich auf Veranstaltungen spielen oder damit selbst ein Set ins Netz stellen. Selbes gilt für weitere Streaming Angebote. Falls dies dennoch für Dich interessant sein sollte, wirf mal einen Blick auf VDJ Pro, hier wird sind Deezer, iDJPool, Groove Music und weitere Streamingdienste eingebunden.